The Flood
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 Valian, der Spielmann

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Valian, der Spielmann Empty
BeitragThema: Valian, der Spielmann   Valian, der Spielmann EmptyMi Feb 24, 2010 7:52 pm

Tja, was soll ich sagen? Das Ding ist vor fast einem Jahr entstanden, aus Langeweile innerhalb einer halben Stunde- dann wurde es mehr oder minder vergessen, vor kurzem wieder ausgegraben und als Entspannungsprojekt deklariert, was bedeutet: Es ist mal ganz nett, ohne Vorgabe, Aussage oder fest verplante Geschichte zu schreiben und nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, wie ich es bei den anderen Geschichten tue, die ich so schreibe; darum darf der gute Valian nun ein zweites Mal versuchen, ein Leben zu bekommen- vielleicht schafft er es ja, mich diesmal bei der Stange zu halten- immerhin habe ich schon Ideen fürs zweite Kapitel, von daher bin ich noch zuversichtlich.

Ich möchte hier noch auf folgendes hinweisen: Es wird gelegentlich etwas drastischere Gewaltszenen geben- wer das nicht erträgt, sollte diese Geschichte nicht unbedingt lesen... Das ist allerdings auch kein Garant dafür, d.h. es wird auch etliche Kapitel ohne Gewalt geben, d.h. wer hier Blutorgien lesen will, ist ebenfalls falsch...

Der Titel ist blöd, vielleicht fällt mir irgendwann wieder was ein...

Einordnung: Fantasy



Prolog:
Hoch oben in einem wolkenumwehten Gebirge, wo die Sonne auf kalten Schneegipfeln funkelte, begann neues Leben. In einer Höhle, mit grober Kraft in den Fels geschlagen, lag, beschienen von der tiefstehenden Abendsonne, ein einziges Ei, umgeben von Moos und trockenem Holz, und in dem Ei schlug ein schwacher Puls, der flache Herzschlag des Schlafenden, seit Jahren schon. Doch allmählich beschleunigte sich der Herzschlag, zum ersten Mal erwachte das Wesen aus dem Traum- und fand sich gefangen. Langsam, zögerlich, rührte es die jungen Glieder, drückte an die Wände des Gefängnisses. Das Ei beginnt zu zittern, zu wackeln, das junge Leben presst und drückt, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Ein Riss zeigte sich, Licht drang ins Innere, auf die noch geschlossenen Lider des Wesens, aber dennoch wahrgenommen- goldener Strahl, sanfte Wärme in kalter Welt. Beflügelt durch den neuen Reiz presste das Wesen erneut an die Wände seines Gefängnisses, vergrößerte den Riss in der harten Schale- bis sie unter dem Druck zerbricht. Kalt und feucht fiel das kleine Wesen in das gebaute Nest und schwang irritiert und ziellos die plötzlich freien Gliedmaßen, bevor es sie schließlich zum ersten Mal streckte und sich anschließend, wenn auch etwas unbeholfen, umdrehte. Vorsichtig öffnete das Wesen seine Augen, geblendet durch das helle Licht, und doch fasziniert von allen neuen Eindrücken. Den Blick auf den Eingang der Höhle gerichtet, auf das Panorama von schneebedeckten Bergen und goldener Abendsonne, wuchs der Wunsch, diese Welt zu erkunden.
Verwirrt drehte das Wesen sich dann um und blickte sich in der Höhle um. Seine Instinkte sagten ihm, dass etwas entscheidendes fehlte, und obgleich es dieses Gefühl noch nicht interpretieren konnte, so fühlte es sich doch bereits zum ersten Mal in seinem Leben allein.



Kapitel 1: Schlacht
Valian zitterte am ganzen Leib, als die letzten Befehle durch die Luft gellten. Er verstand kaum, was gesagt wurde, so sehr war er mit sich selbst beschäftigt. Die Rüstung erschien ihm wie eine Kette, die ihn herunterzog mit ihrem massigen Gewicht; und der Helm wie ein Leuchtfeuer für seine Feinde, das ihn eindeutig als Opfer kennzeichnete. Es beruhigte ihn nur wenig, dass all jene, die am Vorabend noch von ruhmvollen Schlachten und Siegen gesprochen und gesungen hatten, nun mit ähnlich gesenktem Kopf und ähnlichen Gedanken um ihn standen. Niemand sprach in diesem Moment, ausser den Befehlshabern- jene, die auf Pferden vor den Truppen umherritten und große Reden über Mut und Ehre schwangen, wissend, dass sie sich stets im Hintergrund halten würden. Valian war kein Krieger, und er wusste es. Seine Hände zitterten, als er sein Schwert betrachtete, jene frisch geschärfte Klinge, die ihm wie eine sperrige Last erschien, ein viel zu großes, schweres Ding, zu stumpf zum Töten, zu langsam zu schwingen, zu kurz, um den Feind auf Distanz zu halten.
Dunkle Gedanken kamen ihm- die gesenkten Blicke und das tiefe Schweigen der Truppe erinnerte ihn an eine Beerdigung, und er wusste, dies war tatsächlich eine- nur dass hier jeder nur sich selbst betrauerte, des nahen Todes bereits gewiss. Valian fragte sich, was er wohl tun konnte, was er in dieser Schlacht erreichte- ob er bereits vom ersten Feind niedergestreckt wurde, den er sah, oder ob er drei oder vier von ihnen mit in den Tod reißen konnte, bevor er von hinten enthauptet wurde?
Wer war wohl der Feind, fragte er sich? Er wusste es nicht. Natürlich, die Gilianer waren es, doch wer waren die Gilianer? Warum hatte Lord Feranor sie zum Feind erklärt? Vielleicht wussten nur er und die Politiker es, doch die einfachen Soldaten hatten nur erfahren, wen sie zu hassen hatten. Valian erinnerte sich daran, wie schnell darauf die Geschichten über die Gilianer entstanden waren- von kindermordenden Ungeheuern, heidnischen Bluttrinkern und unmenschlichen Experimenten ihrer Magier. Kaum hatte Lord Feranor sie zum Feind erklärt, waren die Gilianer der Inbegriff allen Bösen geworden, auch wenn vorher niemand jemals auch nur etwas von ihnen gehört hatte.
Mit einem sehnenden Blick sah Valian hinauf zur trügerischen Sonne, die auf die Truppe hinabschien und diesen Tag so wundervoll wirken ließ- ein letzter warmer Herbsttag in stiller Harmonie, ein ironisch schöner Tag für die kommende Grausamkeit und die Furcht.
Dann erklang das Geräusch, ein donnernder Hornstoß, der durch das ganze Tal hallte, ein Ton, der in Valian ebenso das Grauen weckte wie es ihn erlöste- endlich war die Zeit des Wartens vorbei, die Zeit der Furcht vor der kommenden Schlacht- die Schlacht begann, und damit sollte endlich das wahre Grauen beginnen. Alle Männer um ihn rissen ihre Schwerter hoch und schrien aus voller Kehle, und obgleich Valian sich an einen vollkommen anderen Ort wünschte, tat er es ihnen gleich. Jeder von ihnen schrie, und sie schrien wie eine Gemeinschaft, doch jeder schrie nur für sich selbst- um sich selbst Mut zu machen, und um den anderen Mut zu machen, in der Hoffnung, sie wären heldenhaft genug, weiter voranzustürmen als man selbst.
Dann begann es- die Männer vor ihm setzten sich in Bewegung, und trotz der schweren Rüstung lief auch Valian los, denn er ahnte, er brauchte seine Kräfte nicht zu schonen- er war nie ein Krieger gewesen, immer nur ein Sänger und Spielmann, und er war überzeugt davon, diesen Tag nicht zu überleben. Sie liefen einen seichten Hang hinab, den Valian kaum sah wegen der donnernden Masse um ihn, und er wurde eingehüllt von bewaffneten Männern und dem Donnern von Metall. Immer schneller liefen sie, bis sie rannten, und auch Valian rannte, nun nicht mehr an seine Angst denkend, sondern nur noch wünschend, es möge schnell vorüber sein.

Schritt um Schritt rannte er voran, kaum gewahr, was er tat, gehüllt in die Wärme und Gerüche der eilenden Körper, geblendet vom aufgewirbelten Staub. Dort, wenige Meter vor ihm, stolperte ein Mann über eine Bodenunebenheit, er fiel- und wurde einfach überrannt. Rasch sprang Valian über ihn hinweg und lief weiter, wie alle anderen. Zu gern wäre er stehengeblieben und hätte ihm geholfen, doch Valian war klar, dass ihn dann das gleiche Schicksal ereilt hätte. Das Heer lief unaufhaltsam heran, wie eine Springflut über die Wiese hinweg, alles unter sich zermalmend, eine donnernde Welle des Todes- und in Valian wuchs ein Neid auf jenen Mann, der vermutlich schon tot war, wo er sein Ende erst noch erwarten musste.
Dann geschah etwas- neuerliche Schreie erklangen, der Klang von Stahl. Das Heer um Valian wurde langsamer, wütende Rufe und gellende Schreie erklangen, und über allem der ohrenbetäubende Gesang blanken Metalls, das aneinander schlägt. Die Schlacht hatte begonnen, auch wenn Valian noch nicht sah, wo. So begann es also, das Ende- mit Ungewissheit.
Dennoch lief Valian weiter, das Schwert hoch erhoben- er hatte keine andere Wahl. Die Wand des Heeres war ihm stets im Rücken und würde ihn unaufhaltsam voranschieben, denn trotz allen Geredes von Kameradschaft und Ehre war sich doch im Kampf ums Überleben jeder selbst der Nächste. Schließlich geschah es- das Feld vor ihm lichtete sich, die Männer strömten zu beiden Seiten- und dann hielt plötzlich aus dem Staub ein gewaltiger, gepanzerter Hüne mit dornenbesetzter Metallkeule auf ihn zu. Ein Mann neben ihm sprang mit gezogenem Schwert vor und warf sich ihm entgegen, doch der gewaltige Krieger schlug bereits zu- ein grausiger Ton von zerbrechenden Knochen und berstendem Metall erklang, als die Keule den Mann traf- und steckenblieb. Blut floß aus den Wunden und aus dem Mund des Mannes, der ungläubig auf seinen Mörder starrte, der sich seinerseits anschickte, seine Keule von dem sterbenden Körper zu befreien. Valian, noch halb betäubt von dem Schock und der Wut über diesen kaltblütigen Mord, rannte seinerseits auf den großen Krieger zu und nutzte die Gelegenheit, als dieser ihn kaum beachtete, und schlug mit dem Schwert nach dessen Hals, um ihn zu köpfen- doch seine Kraft als Spielmann reichte kaum aus, das Schwert prallte aus der Wunde zurück, während der Hüne mit einem gurgelnden Ton irritiert zu Boden fiel, als das Blut sich auf seiner staubbedeckten Rüstung verteilte.
„Gut gemacht, Kleiner!“ rief jemand hinter ihm, doch Valian nahm ihn kaum wahr. Sein Blick war auf das Geschehen vor ihm gerichtet, auf einen Mann, der von zwei anderen mit Äxten regelrecht zerstückelt wurde- und dennoch sein Schwert fest umklammert hielt.
Todesmutig und sich seiner Situation kaum noch gewahr lief er los und schwang sein Schwert, um einen seiner Gegner zu durchbohren. Der andere blickte ihn nur konsterniert an, bevor Valian ihm mit einem ungelenken Hieb das Schwert in den Oberschenkel rammte- ein weiterer Schlag beendete das Leid des zusammenbrechenden Mannes, doch in jenem Moment fiel Valians Blick auf die Überreste seines einstigen Kameraden, den er mit einem weiteren Hieb von seinem Leid erlöste. Mit Tränen in den Augen lief Valian weiter, wobei er es nicht wagte, zu Boden zu sehen, zu den Lachen aus Blut und den mehr oder minder verstümmelten Überresten von Menschen, von denen er einige gekannt hatte.

Schließlich verharrte Valian. Er war lange gelaufen, hatte große Kraft aufgewendet, und obgleich die Schlacht um ihn tobte, musste er tief durchatmen- obgleich der allgegenwärtige Geruch von Blut ihn fast erbrechen ließ. Er hatte sich sehr verausgabt und war ausser Atem, doch er wusste, dass die Schlacht gerade erst begonnen hatte. Um ihn herum fanden einzelne Kämpfe statt, bis plötzlich ein weiterer Mann mit einer Axt, der gerade seinen letzten Gegner niedergestreckt hatte, auf ihn aufmerksam wurde und zu ihm rannte. Valian zögerte nicht lange und schlug mit dem Schwert zu, noch während sein Kontrahent ausholte. Die Spitze der Klinge streifte den Hals des Mannes, aus dem sich gurgelnd ein Schwall Blut ergoss. Einen Augenblick hielt der fremde Krieger inne und starrte auf seine besudelte Rüstung, während Valian seinen Feind bereits besiegt glaubte und sein Schwert nach dem Hieb einfach sinken ließ. Der Mann jedoch schien sich über die Aussichtslosigkeit seiner Situation klar zu werden, denn er trat voller Wut nach Valian, der, überrascht von dem kraftvollen Tritt gegen seinen Brustharnisch zu Boden fiel, während zugleich alle Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Er starrte nach oben zu seinem Widersacher, der bereits die Axt auf ihn herabsinken ließ, und mit einem verzweifelten Akt der Panik rollte Valian sich zur Seite- bis er einen kalten, durchdringenden Schmerz an der Rückseite seines Oberschenkels spürte. Halb war er sicher, das Bein verloren zu haben, während er auf dem Bauch liegen blieb und eher hörte als sah, wie sein tödlich verwundeter Widersacher nach dem letzten Hieb zu Boden fiel und liegen blieb.
Einen friedlichen Augenblick lang lag Valian auf dem Rücken, ließ sich von seinem Schmerz durchdringen und atmete hektisch ein und aus, um den Schock zu überwinden, dann setzte er sich auf und blickte auf sein Bein- welches mitnichten abgetrennt war, sondern lediglich eine Schnittwunde aufwies. Seufzend riss er ein Stück Stoff von der Kleidung des Getöteten, welches er um den schmerzenden Schnitt band, halb gewahr, dass jederzeit ein feindlicher Soldat auf ihn aufmerksam werden und ihn in seiner hilflosen Lage töten konnte- doch er konnte kaum noch klar denken. Gerade, als er sich wieder erhob und sich umblickte, bemerkte er, dass ein Großteil seines Heeres weiterlief.
“In den Wald!“ schrie jemand, „Die Feiglinge fliehen in den Wald!“
In den Wald also, dachte Valian und folgte humpelnd den anderen zu jener Stelle, an der die Wiese von ersten dürren Bäumen überschattet wurden. Er lief einfach weiter, ungeachtet der Tatsache, dass seine Truppe sich zwischen den Bäumen immer weiter voneinander entfernte, lief angefacht von seinem eigenen Schmerz, halb besinnungslos. Bald wurden die Baumstämme dicker, der Waldboden durch die dicken Wurzeln und das buschige Unterholz unwegsamer, und es wurde dunkler. Das Sonnenlicht schimmerte fahl durch das dicke Blätterdach, in dem kein Vogel sang, doch Valian ging weiter hindurch.
„Du!“ schrie jemand hinter ihm, woraufhin er affektiert schreiend herumfuhr und das Schwert hob- bis ihm klar wurde, dass hinter ihm etwa ein Dutzend Männer seiner eigenen Truppe stand.
„Wir dachten, du wärest einer von ihnen.“ sagte einer von ihnen, „Darum folgten wir dir. Aber du gehörst zu uns.“
„Ja.“ erwiderte Valian lediglich keuchend.
“Wo sind sie?“ fragte ein anderer Mann,
„Man sieht hier ja gar nichts!“ beklagte sich ein dritter.
Ihre einst so blank polierten Rüstungen waren bedeckt von Staub und trocknendem Blut, und sie wirkten ebenso erschöpft und verwirrt wie Valian sich fühlte.
„Lasst uns weitergehen.“ sagte ein Mann schließlich, nachdem sie einige Zeit Atem geholt hatten, „Es bringt nichts, wenn wir hier herumstehen!“
Valian nickte lediglich und wollte sich umdrehen, dann erschrak er jedoch und starrte nach oben. Durch die Blätterkrone raste rauschend und Funkensprühend eine gewaltige Kugel, welche einige hundert Fuß weiter mit lautem Krachen einige Bäume zerschlug und das trockene Laub am Boden in Brand setzte.
„Katapulte!“ schrie ein Mann, „Sie setzen Katapulte ein!“
“Das kam von uns.“ sagte Valian lediglich knapp, „Unsere Leute schießen auf den Wald.“
„Fragt sich nur, wen sie damit treffen.“ seufzte ein anderer düster.
Der Donner von brechenden und fallenden Bäumen ertönte mehrmals schnell hintereinander, weit hinter ihnen, und Valian sah, dass mehrere Teile des Waldes hinter ihnen in Flammen standen und das Feuer sich rasch ausbreitete.
“Sie schneiden uns den Rückweg ab.“ sagte er, um es sich selbst zu verdeutlichen, „Wir kommen hier nicht mehr heraus!“

„Das heißt, wir haben nur einen Weg.“ sagte ein Mann hinter ihm, „Voran.“
Valian nickte. „Und hoffen, dass sie uns nicht treffen. Also los!“
Er und die anderen Männer gingen weiter durch den Wald, doch immer wieder donnerten brennende Geschosse durch die Bäume, setzten Teile des Waldes in Brand und schnitten ihnen den Weg ab. Bald waren sie umgeben von lodernden Brandherden, so weit sie zwischen den Stämmen hindurch sehen konnten loderten überall Flammen, und ein warmer Wind wehte von hinten heran.
Dann brach, weiter vor ihnen, ein lautes Geschrei los. Mehrere Männer liefen kreischend durch das Unterholz, einer fiel und stand nie wieder auf, doch die anderen schrien weiter.
„Lauft!“ schrie einer, der Valian und die anderen Soldaten sah, „Das ist eine Falle! Sie lauern dort im Wald!“
Die wenigen Männer liefen zwischen ihnen hindurch und an ihnen vorbei, etliche von ihnen humpelnd und keuchend, zwei von ihnen blutend und mit abgebrochenen Pfeilen im Rücken.
„Ihr lauft auf das Feuer zu!“ schrie ein Mann ihnen hinterher, doch die Fliehenden reagierten nicht und rannten weiter. Auch Valian und die anderen Soldaten setzten ihren Weg fort, bis eine andere Art von Donner den Waldboden erschütterte.
„Was ist das?“
„Was es auch ist, es scheint von vorn zu kommen.“
„Ich befürchte, wir finden gleich heraus, was es ist.“
Der Donner kam in rhytmischen Abstanden, und was es auch war, das dieses Geräusch verursachte: Es kam näher. Das Brechen von Holz, das Knirschen fallender und zertrümmerter Bäume erklang, und dann sahen sie es plötzlich: Eine Schneise der Verwüstung hinterlassend löste sich aus dem Grün des Waldes vor ihnen eine gewaltige Silhouette, ein Wesen, dessen hochgewölbter Rücken fast viermal so hoch war wie ein Mann; dessen tiefliegender Kopf zwar nur kleine Augen besaß, dessen Maul jedoch breit genug war, um einen liegenden Mann mit Leichtigkeit zu verschlingen. Die Haut des Wesens bestand aus hornigen Schuppen, aus seinem Rücken wuchsen hohe knöcherne Platten, und über dem Maul prangte ein gewaltiges Horn. Es lief auf vier baumdicken, kurzen Beinen, mit denen es alles zertrampelte, das ihm in den Weg kam, selbst ein gefallener Baumstamm, auf den es trat, zersplitterte unter dem gewaltigen Gewicht und der Kraft, mit der es heranstürmte.
„Weg!“ schrie ein Mann, der sich endlich aus der Starre des Entsetzens befreien konnte. Valian hörte ihn nur wie aus weiter Ferne als der gewaltige Berg aus Fleisch sich auf ihn zu bewegte, sprang aber dennoch instinktiv zur Seite- im Gegensatz zu drei anderen Soldaten, von denen einer vom massigen Kopf der Bestie weit ins Unterholz geschleudert wurde, während zwei andere zertrampelt wurden.
Den Ton ihrer berstenden Rüstungen und Knochen noch im Ohr versuchte Valian zu fliehen, stolperte jedoch über einen Baumstumpf und fiel auf den weichen Waldboden. Ergriffen von Entsetzen kroch er vorwärts, ungeachtet seiner Schmerzen, er wollte nur noch weg von diesem Ort, weg von dieser wandelnden Inkarnation des Todes. Hinter ihm drehte das Biest sich mehrfach im Kreise, verwirrt durch die fliehenden und kreischenden Männer, dann stieß es ein ohrenbetäubendes Brüllen aus, welches Valian erzittern ließ. Ohne sich umzudrehen kroch er weiter, doch hinter sich hörte er bereits die donnernden Schritte des Wesens, fühlte den Boden unter sich vibrieren, dann erklang der wütende, verzweifelte Schrei eines Mannes.
Ein Geräusch erklang, als würde die Luft zerrissen, dann schob sich etwas unter Valian, riss ihn von der Erde. Halb gewahr, gleich gefressen zu werden, schrie auch Valian- bis er bemerkte, dass das Biest ihn zufällig mit den Dornen seines Schwanzes erfasst hatte, der wild herumschwang. Instinktiv klammerte er sich daran, denn mit einem Mal wurde ihm klar, dass dies die einzige Lösung war: Solange er sich am Schwanz dieses Wesens festhielt, konnte es ihn nicht fressen- wenn er losließ, war er tot. Ausserdem konnte dieses Wesen ihn aus den Flammen herausbringen- er wusste zwar noch nicht genau, wie, doch momentan war dies die einzige Hoffnung, die er noch sah. Das Wesen blieb stehen und brüllte erneut, dann drehte es sich ein Stück. Valians Halt schwebte durch die Luft und verfehlte nur knapp einen Baumstamm, und ihm wurde klar, dass seine Position nicht allzu günstig war. Rasch kletterte er an den Stacheln, Schuppen und Knochenplatten empor, bis er sich zwischen zwei Knochenplatten auf dem Rücken des Wesens niederließ, von dem eine angenehme Wärme ausging.
Einen Augenblick lang atmete er tief durch, genoss seine neue, sicherere Position, erschrak dann jedoch erneut: Auf dem Wesen saß bereits jemand! Erst jetzt nahm er die Gestalt wahr, die in einem langen, dunklen Umhang weiter vorne auf dem Wesen hockte und versuchte, mit vergleichsweise dünnen Lederriemen die Kontrolle zu behalten, obgleich das Wesen bockig auf der Stelle stampfte. Mehr zufällig blickte die Gestalt sich nach hinten um- und sah Valian.
„Komm da runter!“ schrie die Gestalt mit einer eindeutig weiblichen Stimme.
Unfähig zu antworten schüttelte Valian lediglich den Kopf, woraufhin die Frau einen Bogen und einen Pfeil unter ihrem langen Umhang hervorholte und auf Valian zielte.
„Bitte nicht!“ schrie er, „Ich tue euch nichts!“
„Es fällt mir schwer, das zu glauben!“ schrie die Frau zurück. Das Tier unter ihnen bockte erneut und schlug nach hinten aus, während Valian lediglich sah, wie sich der Wald um ihn drehte und die Pfeilspitze auf ihn gerichtet war. „Verschwinde, oder ich sorge selbst dafür!“
„Warte!“ rief er, „Ich sterbe, wenn ich absteige!“
„Du stirbst, wenn du nicht...“
„Dein Biest geht durch!“ schrie Valian plötzlich- er sah, wie das Wesen, offensichtlich panisch nach all dem Geschrei der Soldaten und den immer näherkommenden Flammen, mit den Füßen scharrte- und dann losrannte. Mit einem Mal war der ganze Wald in hektischer Bewegung, der heiße Wind fuhr Valian ins Gesicht, und der Körper unter ihm bebte und zuckte, als er in blinder Wut durch den Wald raste.
Zumindest für den Moment war Valian sicher, denn die Frau musste sich festhalten und versuchte verzweifelt, die Kontrolle wiederzuerlangen- offensichtlich war sie damit zu beschäftigt, um sich noch um ihn zu kümmern.
Somit lehnte er sich zurück und sah, wie das Wesen unter ihm durch immer höhere Flammen rannte, zwischen den Bäumen hindurch, immer weiter, gelegentlich ein ohrenbetäubendes Gebrüll ausstoßend.
Weiter, immer weiter durch den Wald ging der wilde Ritt, auch als sie die Flammen schon lange hinter sich gelassen hatten und die Sonne ihren Weg über den Himmel fortsetzte, donnerte das Wesen unermüdlich voran, mehr als einmal auch durch die Kronen kleinerer Bäume, deren Äste Valian ins Gesicht schlugen.
„Das ist alles deine Schuld!“ rief die Frau nach fast zwei Stunden und wandte sich zu Valian um- genau in jenem Moment durchlief die Bestie einen Hain von Eichen, und ein niedrig hängender, doch stabiler Ast traf sie am Hinterkopf. Valian sah, wie sie vornüberfiel und scheinbar bewusstlos auf dem Rücken des Wesens lag, und freute sich zuerst, noch einen Aufschub erhalten zu haben- dann jedoch bemerkte er, wie sie unter den Schritten des Wesens allmählich zur Seite rutschte, vom Rücken hinab. Er wusste nicht, warum er es tat, doch er stand auf und versuchte, zu ihr zu laufen, doch genau in jenem Moment riss ein anderer niedriger Ast in von den Beinen, und er fiel das letzte Stück zu ihr, ergriff mit einer Hand die ihre- und fand mit der anderen keinen Halt. Seine Füße und seine linke Hand schabten verzweifelt auf den glatten Rückenschuppen, doch er rutschte ab- und riss ihren schlaffen Körper mit sich.
Gemeinsam fielen sie vom Körper der Bestie, etliche Fuß zu Boden in ein weiches Farngestrüpp, welches Valians Fall jedoch bei weitem nicht genug auffing, als dass er keine Schmerzen empfunden hätte. Ihr bewusstloser Körper landete auf ihm, und als er dort lag, während die Bestie ungeachtet dessen weiter durch den Wald donnerte; als er sich fühlte, als sei sein gesamter geschundener Körper nun zerschmettert, da sagte er nur leise: „Ich fürchte, DAS war meine Schuld.“
Er seufzte, dann erhob er sich mühevoll und blickte sich um. Er wusste nicht, wo er sich befand, wusste auch nicht, in welche Richtung er gehen sollte- der Wald sah nach allen Richtungen gleich aus. Erneut seufzte er, dann hob er die bewusstlose Frau an und ging mit ihr in den Wald hinein.
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BeitragThema: Re: Valian, der Spielmann   Valian, der Spielmann EmptyDo Feb 25, 2010 8:52 pm

Puh, du schreibst ganz schön lange kapitel :D aber ich finds gar nich so schlecht....mal sehn, was da noch kommt :D
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FlyingrhytmScorch
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BeitragThema: Re: Valian, der Spielmann   Valian, der Spielmann EmptyFr Feb 26, 2010 7:48 am

Jo, ist nice. Sehr detailfreudig. I love you
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BeitragThema: Re: Valian, der Spielmann   Valian, der Spielmann Empty

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